Selbstverständnis
Jungenarbeit ist keine Methode. Sie ist Haltung, Beziehungsangebot und pädagogischer Ort geschlechterbezogener und geschlechtereflektierter Anerkennung von Jungen*. Sie setzt sich für eine Entwicklung von Jungen* und jungen Männern* zu emotional lebendigen, körperlich, sexuell und sozial selbstbestimmten und -verantwortlichen Persönlichkeiten ein und wendet sich gegen soziale, ökonomische, religiöse, kulturelle oder andere Beeinträchtigungen oder Diskriminierungen von Jungen*.
Jungenarbeit macht dort gute Erfahrungen, wo es ihr gelingt, Jungen* Orte anzubieten, an denen diese in Verbindung und gegenseitiger Bezugnahme von sich ausgehend ihr Eigenes entwickeln, erleben, zum Ausdruck bringen und zur Verhandlung geben können. Sie ist dort für Jungen* bedeutsam, wo die Erfahrung von Gleichwertigkeit in Vielfalt und Differenz erfahrbar ist und wo Jungen* die in sich selbst angelegte Vielfalt an Erfahrungen, Ressourcen, Kompetenzen, Interessen zum Ausdruck bringen und entfalten können und auf dieser Grundlage Solidarität erfahren.
Im Sinne eines jungenpolitischen Mandats folgt hieraus, dass Jungenarbeit sich dafür einsetzt, dass Jungen* Rahmenbedingungen vorfinden, die solche Erfahrungen eröffnen und somit für ein gelingendes Aufwachsen von Jungen* förderlich sind.
Das Engagement der LAG Jungenarbeit NRW zielt in Richtung (Fach-)Öffentlichkeit und(Fach-)diskurse, Politik und Administration und pädagogische Institutionen, Träger und Fachkräfte. Ihr Anspruch reicht über die pädagogische Praxis hinaus. Gleichermaßen nutzt sie konkret ihre Wirkmöglichkeiten, um Jungenarbeit als Teil geschlechterbezogener und geschlechterreflektierter Pädagogik - neben anderen geschlechterpädagogischen Ansätzen - im Sinne einer Querschnittsaufgabe in pädagogischen Kontexten strukturell, konzeptionell, personell und finanziell zu verankern.
Grundlegende Bedingung hierfür ist die Bereitschaft der Träger, Institutionen und Fachkräfte
- sich Wissen über Jungen* und ihre vielfältigen Lebenswelten anzueignen und dieses in einem fortwährenden Prozess zu aktualisieren;
- zur Organisations-, Team- und Selbstreflexion, hinsichtlich der Strukturen, Angebote und Maßnahmen, als auch der eigenen Position in hegemonialen Machtverhältnissen und ihrer Beziehungen und Einstellungen zum eigenen und zu vielfältigen Geschlechtern;
- inklusive Räume, Zugänge und Angebote zu schaffen, die dem Anspruch Teilhabe und Partizipation umzusetzen genügen und folglich an den vielfältigen Bedürfnissen aller Jungen* ausgerichtet sind
- und Zuständigkeiten, Qualifizierung der Fachkräfte und Evaluation verbindlich zu klären und als zentralen Baustein der Qualitätsentwicklung im Kontext von Jungenarbeit zu fassen.
Ausgangspunkt von Jungenarbeit ist das So-Geworden-Sein von Jungen*. Medium von Jungenarbeit ist eine Haltung von Träger, Institutionen und Fachkräfte, in der Wissen, Reflexivität, Anerkennung und Verantwortung seinen Ausdruck findet. Ziel von Jungenarbeit ist, dass Jungen* von sich selbst ausgehend in Beziehung und politisch Bedeutung und Wirksamkeit erfahren. In diesem Sinn wirkt die LAG Jungenarbeit NRW auch jugend-, geschlechter- und gleichstellungspolitisch.