„Geschlechtsbewusste Arbeit mit Jungen in all ihrer Vielfalt erleichtert Eure Praxis“
Jungenarbeiter*innen stellen sich vor / Renato Liermann
5 Fragen an... Renato Liermann
Renato Liermann ist Jugendbildungsreferent und Vorstandsvorsitzender der LAG Jungenarbeit NRW. Die Schwerpunktthemen in seinem Berufsalltag sind Jungenarbeit, Jugendbildung, Jugendarbeit und Schule. Er hat uns fünf Fragen zum Thema "Jungenarbeit" beantwortet...
1) Welche berufliche Station in deiner Laufbahn hat dich mit dem Thema Jungenarbeit verbunden?
Renato Liermann: "Die Jugendbildungsarbeit für einen Jugendverband seit 1989 in einer Jugendbildungsstätte war hierzu für mich der pädagogische Einstieg. Das umfasste viele Gespräche, Reflexionen in einem anfangs kleinen Team, dann Aktionen für und mit Jungen und jungen Männern, gemeinsam durchgeführte Seminare, vor allem jugend- und jungenkulturelle Projekte an verschiedenen Standorten im Ruhrgebiet, auf Landes- und Bundesebene, von Anfang an mit diversen, heterogenen Gruppen und früh schon ,jungen'politische Arbeit."
2) Welche konkrete Praxis aus deiner beruflichen Geschichte ist für dich ein Beispiel für gelingende Jungenarbeit?
Renato Liermann: "Schon 1990 gründeten junge ehrenamtliche Männer mit mir ein Aktionsteam für und mit Jungen*, das Geschlechtsbewusste Jungenarbeit mit Tagungen, Aktionen, Fortbildungen und vielen Kooperationen und dann auch mit Gremienarbeit verband, gemeinsam strukturelle Konflikte und pädagogische Herausforderungen löste. Gelungene Meilensteine sind hier für mich auch die von mir/uns mitinitiierte Gründung der LAG Jungenarbeit NRW mit der späteren Dortmunder Fachstelle und die Gründung der BAG Jungen*arbeit mit der Initiierung des Modellprojekts ,mein testgelaende'."
3) Was hast du bei deiner Arbeit von Jungen* gelernt?
Renato Liermann: "Meine Biografie ebenso wie gesellschaftliche u.a. Machtverhältnisse, meine Haltung und mein – pädagogisches – Handeln und die dazugehörenden Systeme geschlechtsdifferenziert wie -bewusst und kritisch zu reflektieren – und dabei die Bedarfe und Interessen von Jungen immer einzubringen, hier auch ein Mandat für Jungen* wahrzunehmen, Jungen mit ihren Ressourcen und Fragen anzuerkennen."
4) Was möchtest du anderen pädagogischen Fachkräften mit auf den Weg geben, um sie speziell für die Arbeit mit Jungs* zu motivieren?
Renato Liermann: "Geschlechtsbewusste Arbeit mit Jungen in all ihrer Vielfalt erleichtert Eure Praxis, zeigt Analyse- und Handlungsoptionen auch für schwierige Situationen in Euren Praxen und Arbeitsstrukturen auf, qualifiziert Eure Kooperationen mit Kolleg*innen wie Eure Netzwerke. Nur Mut!"
5) Finanzielle und strukturelle Aspekte beiseite - wenn alles möglich wäre, was würdest du dir für dein Arbeitsfeld am dringendsten wünschen?
Renato Liermann: "Querschnittsaufgabe Jungen*arbeit? Ja – tatsächlich anerkannter und realisierter Querschnitt aller Praxen der Jugendhilfe…"
Interview: Verena Waldhoff